Outdoor. Mittelrhein-Rafting bietet ungewöhnliche Perspektiven auf das UNESCO Welterbe

"Als würde man mit einem Fahrrad auf der Autobahn fahren."


Ob mit der Familie, Freunden, dem Verein oder Arbeitskollegen: Rafting-Touren auf dem Mittelrhein sind für jeden geeignet und bieten neben Sport, Action und Abenteuer eine besonders spektakuläre Perspektive auf das UNESCO Welterbe. Wir haben es ausprobiert. 

Ein Erlebnisbericht von Andrea Lenz

 

Da ich keine gute Schwimmerin bin und auch immer etwas Respekt vor offenem oder fließendem Gewässer habe, ist mir beim Anblick des Bootes zunächst ein wenig mulmig zumute. Zum einen beim Anblick des breiten Flusses mit seiner Strömung, zum anderen ob der riesigen anderen Verkehrsteilnehmer. Gerade als wir ankommen fährt ein vollbeladener Frachtkahn an uns vorbei. Innerlich frage ich mich wie lang wohl der Bremsweg ist, den so ein Dampfer hat.

 

Als hätte Sven Bernd meine Gedanken gelesen sagt er: "Das ist, als würde man mit einem Fahrrad auf der Autobahn fahren." Er wird heute selbst als unser Bootsführer mitkommen. Und sobald er mit seiner weiteren Einweisung beginnt werde ich ruhiger, denn der Mann hat offensichtlich Ahnung. Er erklärt uns einige wichtige Verkehrsregeln.

 

Gefahr durch Schiffe und Strudel

 

Zum Beispiel, dass sich der Hauptverkehrsweg zwischen den roten und grünen Bojen befindet und wir diesen Bereich so gut es geht meiden werden. Bereits an Land weist er uns auch schon auf die größten Gefahren hin. Das sind neben den großen Schiffen vor allem die Bojen. An ihnen bilden sich durch die Strömung Strudel, die nicht ungefährlich sind. Zusätzlich verheddert sich dort gerne noch allerlei Treibgut. Darum sollte man um diese Bojen einen großen Bogen machen. 

 

Zum Rudern selbst hat er auch vorab schon Tipps: "Am besten setzen sich zwei kräftige Jungs nach vorne und geben den Takt vor. Und jeder orientiert sich beim Rudern an seinem Vordermann." Wir nehmen noch an Land Aufstellung für Trockenübungen. So einfach wie es hier ist, wird es im Wasser leider nicht, wie wir später feststellen. 

 

Schon die Abfahrt sorgt für gute Laune

 

Nach seiner Einweisung geht es endlich los! Nachdem jeder eine Schwimmweste hat, wir unsere Wertsachen in die dafür von Sven mitgebrachten wasserdichten Säcke verladen haben, wird das Schlauchboot, was für die nächsten Stunden unser Domizil sein wird, vom Anhänger abgeladen und auf dem Wasser in Position gebracht.

 

Nach und nach klettern wir 15 Rafting-Teilnehmer in das Boot und nehmen unsere vorher besprochenen Positionen ein. Vorne rechts und links jeweils ein kräftiger Mann und wir anderen dahinter. Ganz hinten sitzt Sven und lenkt. Der schlammige Untergrund am Ufer und das schwankende Boot führen dazu, dass die ersten hier schon beinahe im Wasser liegen. Wir haben schon jetzt einen Heidenspaß!

 

Erster Stopp auf der anderen Rheinseite

 

Nachdem wir ein paar Meter auf der hessischen Rheinseite geübt haben läuft es einigermaßen rund.

Einigermaßen! Durch die beeindruckende Landschaft bin ich leider etwas abgelenkt und schaffe es nicht immer mich an meinem Vordermann zu orientieren und unsere Paddel schlagen immer wieder aneinander. Naja, geht den anderen zum Glück nicht anders und wir nehmen es mit Humor. 

 

Unseren ersten Stopp machen wir auf der anderen Rheinseite. Hilfe! Einmal über die Autobahn?! Aber Sven hat das im Griff. "Motor an!", ruft er von hinten und wir rudern so stark und gleichmäßig wir können und kommen auch in null Komma nichts an unser Ziel. Ging besser als gedacht!

Foto: Susanne Röntgen-Müsel
Foto: Susanne Röntgen-Müsel

Am Sandstrand auf der Pfälzer Seite gelangen wir alle trockenen Fußes an Land. Die Kühltruhe mit den Getränken wird von Bord gehievt und wir genießen den Blick auf den Fluss und die grüne Frühlingslandschaft bei einem kühlen Getränk. Bevor es jedoch zu gemütlich wird brechen wir wieder auf. Schließlich haben wir heute noch einiges vor uns!

Foto: Susanne Röntgen-Müsel
Foto: Susanne Röntgen-Müsel

Die Rheinburgen sorgen für eine spektakuläre Kulisse

 

Auf unserem Weg Richtung Kaub passieren wir mehrere Rheinburgen: Burg Reichenstein, Burg Sooneck und Burg Stahleck. Jetzt mutiert Sven vom Bootsführer zum Fremdenführer. Damit wir ihm besser folgen können, dürfen wir uns kurz treiben lassen. Zu jeder der Burgen weiß er geschichtliches oder kennt die ein oder andere Klatsch- und Tratsch-Geschichte. Neben dem Effekt, dass ich hier noch etwas lerne, tun mir aber vor allem die Pausen vom Rudern gut. Mittlerweile merke ich nämlich auch meine Arme.

 

Links vorbei geht es am Bacharacher Werth, eine der Inseln mitten im Rhein. Die dicken Äste, die ins Wasser ragen erinnern beim ersten Blick an Krokodile. Sven berichtet, dass sich in den 60er Jahren zwar mal ein Wal in den Rhein verirrt habe, ein Krokodil aber bisher noch nicht gesehen wurde. Da wir so dicht an der Insel vorbeifahren können, fällt mir zum ersten Mal auf, dass auf der Insel ein kleines Häuschen steht. Das war mir vorher von Land oder auch von den Ausflugsschiffen aus noch nie aufgefallen.  

 

Rast auf der Inselburg Pfalzgrafenstein 

 

Unser nächstes Etappenziel ist die Zollburg Pfalzgrafenstein. Diese liegt ebenfalls auf einer Insel, direkt vor Kaub. Wie oft bin ich mit dem Auto hier vorbeigefahren und habe mir vorgenommen endlich mal eine der Inseln zu besuchen. Jetzt ist es also soweit. Es gibt eine kleine Fähre, die von Kaub aus ebenfalls zur Burg fährt, aber die Insel aus eigener Kraft zu erreichen fühlt sich viel abenteuerlicher an. So muss sich Kolumbus gefühlt haben. Naja, fast…

 

Auf der Insel angekommen, packt Susanne, die Direktorin vom Hotel im Schulhaus, plötzlich eine Flasche kühlen Secco aus und verteilt an jeden ein Gläschen. Wie es sich in einem Weingebiet gehört, darf natürlich bei einem Ausflug wie unserem ein guter Tropfen nicht fehlen! Also Prost!

 

Wir haben genügend Zeit uns auf der Insel und in der Burg selbst umzusehen bevor wir noch die letzte Etappe zurücklegen. Noch ein letztes Mal kreuzen wir die Bahn der großen Schiffe, überfahren dabei beinahe eine Ente, die nicht schnell genug weicht, bevor wir am Anlegeplatz der Fähre an Land gehen.

 

Rafting-Tour in Kombination mit dem Rheinsteig

 

Wem eine geführte Rafting Tour auf dem Rhein nicht abwechslungsreich genug ist, der kann im Rahmen von Svens organisierten "Rafting Events" die Bootstour mit verschiedenen anderen Aktivitäten kombinieren: Die Sportskanonen, so wie wir *hust*, können beispielsweise eine Rafting Tour zusätzlich mit einer Etappe auf dem Rheinsteig oder sogar mit dem Mittelrhein-Klettersteig auf der linksrheinischen Seite verbinden. 

  

Für die geschichtlich Interessierten lassen sich Svens Rafting Touren auch wunderbar mit einem Besuch auf einer der Rheinburgen kombinieren. Neben den Rafting Touren kann man auch Stand up Paddling Kurse belegen. Durch die Rheinaue bei Lorch entsteht hier ein ruhiger Bereich des Rheins, der es auch Anfänger ermöglicht hier zu üben. Für Fortgeschrittene bietet Sven kleinere, abenteuerliche Touren an. Auch diese Kurse sind für die ganze Familie geeignet. 

 

Unsere Berichte zur integrierten Rheinsteigetappe und unserem Aufenthalt im Hotel im Schulhaus in Lorch folgen in Kürze!

 

Mehr Informationen auf mittelrhein-rafting.de