Stand: März 2024
Im Herzen des Rheingaus wurde Mitte der 1980er Jahre Filmgeschichte geschrieben, als das Kloster Eberbach bei Eltville als Kulisse des Mittelalter-Thrillers "Der Name der Rose" mit James
Bond-Legende Sean Connery diente. Wir haben uns auf seine Spuren begeben und nachgeschaut, was vom Mythos des Kino-Klassikers heute noch geblieben ist.
Aus mehr als 300 Klöstern wurde das Zisterzienserkloster Eberbach ausgewählt, als Starregisseur Jean-Jaques Annaud und Produzent Bernd Eichinger Mitte der 1980er Jahre nach einem passenden, mittelalterlichen Set für ihre Verfilmung des Umberto Eco-Klassikers "Der Name der Rose" suchten. Ausschlaggebend dafür war vor allem die authentische und fast vollständig erhaltene architektonische Substanz des Bauwerks.
Der Film um William von Baskerville (Sean Connery) und dem Novizen Adson von Melk (Christian Slater) wurde zum weltweiten Kino-Hit, der auch nachhaltig auf das Kloster Eberbach abgefärbt hat. Mehr denn je ist der Film hier heute präsent: Jährlich gibt es mehrere Vorstellungen des Films in der Basilika des Klosters, Besucher können auf Schautafeln einzelne Szenen verorten und seit März 2017 zeigt eine Video-Installation eine Dokumentation zu den Dreharbeiten.
Der damalige Betriebsleiter des Klosters, Günter Ringsdorf (1937 - 2022), erinnert sich in der Dokumentation, wie er den Mut aufbringen musste, Bernd Eichinger die fragilen Örtlichkeiten zu überlassen. Außerdem wird er nicht müde Anekdoten zu den Dreharbeiten zu erzählen. Demnach fror Sean Connery während des Drehs in den Herbst und Wintermonaten 1985/86 so sehr, dass er sich in Drehpausen mit einer Wärmflasche auf der Glatze behelfen musste.
Die Basilika
Gedreht wurde ausschließlich in den Innenräumen von Kloster Eberbach. In der Basilika wurde für den Film ein Chorgestühl aufgebaut. Nach über 200 Jahren war hier 1985 erstmals wieder Gesang von Mönchen zu hören, wenn auch nur der von Filmmönchen. Die meisten Requisiten wurden nach den Dreharbeiten wieder entfernt, um den denkmalgeschützten Zustand des Klosters zu bewahren. Einige sind aber noch heute zu sehen. Eine Säule, auf der im Film die Madonna thront, zu der Adson betet, steht noch heute in der Basilika und wird von den meisten Besuchern für ein historisches Relikt gehalten.
Der Hospitalkeller
Im Hospitalkeller, zu dem man nur bei Weinproben und Filmführungen Zugang hat, sitzen im Film die Mönche an einer langen Tafel zum Abendessen.
Da es in diesem Keller auch im Sommer nie wärmer als 12 Grad wird, lagern hier viele kostbare Weine, teils noch aus dem 18. Jahrhundert. Die Weinfässer hatte man für den Schauplatz des Refektoriums vorrübergehend entfernt. Hier steht bis heute ein Requisit aus dem Film: Die Kanzel, auf der im Film Volker Prechtel als Malachias von Hildesheim spricht.
Der Cabinetkeller
Im Cabinetkeller entstand die Gerichtsszene, aber auch die Aufnahmen, in denen Adson von Melk vom namenlosen Bauernmädchen (Valentina Vargas) verführt wird. Außerdem diente er als Kulisse für die Szene mit den großen Badebottichen.
Die Prädikatsbezeichnung "Kabinett", die heute im Weingesetz verankert ist, fand im Kloster Eberbach ihren Ursprung.
Der Kapitelsaal wurde als Versammlungsraum für einen Streit zwischen Vertretern des Kaisers und denen des Papstes über die Rolle der Kirche benutzt. Weitere Aufnahmen entstanden im angrenzenden Kreuzgang.
Tür zum Bibliotheksturm
im Dormitorium
Die Tür zum geheimnisvollen Bibliotheksturm befindet sich im Dormitorium des Klosters und führt in Wahrheit zum Dachstuhl. Die Kulissen der
labyrinthartigen Bibliothek wurden als Set in den Cinecittà Studios in Rom nachgebaut.
Das Dormitorium, der frühere Schlafsaal der Mönche, diente im Film als Schreibstube, in der William von Baskerville die ersten Hinweise auf die Mordserie findet. An der Treppe hinauf zum Dormitorium kann man heute noch einige Requisiten des Filmes bestaunen.
Zwei Jahre vor seinem Tod besuchte "Der Name der Rose"-Autor Umberto Eco erstmals das Kloster. Obwohl der Film an mehreren Stellen von seiner Buchvorlage, die sich weltweit rund 30 Millionen Mal verkauft hat, abweicht, hatte Eco großen Respekt vor Jean-Jacques Annauds filmischer Umsetzung. Im Goldenen Buch des Klosters verewigte er sich mit "Umberto Eco, 1327 - 2014".