News: Historisches Niedrigwasser am Rhein bei Bingen

Trockenen Fußes zum Mäuseturm

Der trockene Sommer ermöglicht im Oktober tausenden Niedrigwassertouristen ein Spaziergang zum Bingener Mäuseturm (Fotos: Christian Düringer)
Der trockene Sommer ermöglicht im Oktober tausenden Niedrigwassertouristen ein Spaziergang zum Bingener Mäuseturm (Fotos: Christian Düringer)

Der Pegel des Rheins ist im Oktober auf historische Tiefstwerte gefallen. Binnenschiffer leiden, während Niedrigwassertouristen zu tausenden zum Bingener Mäuseturm pilgern.  

Selbst die Älteren im Bingen können sich nicht daran erinnern, dass der Pegel des Rheins einmal so niedrig lag. So tief, dass man in diesen späten Oktobertagen über Steine trockenen Fußes zum Mäuseturm balancieren kann. Eigentlich liegt der markante Zollwachturm seit Anfang des 14. Jahrhunderts direkt hinter der Nahe-Mündung mitten in den Fluten.  

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Kein Wunder also, dass es derzeit viele Touristen, Ausflügler aber auch die Einheimischen hier her zieht, um Zeuge dieses Naturschauspiels zu werden. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt organisiert sogar Sonderöffnungen des sonst so schwer zugänglichen Turms. Doch so ungewöhnlich und spannend der Landgang zum Turm auch ist, nicht alle freuen sich darüber. 

Im Gegenteil, die meisten Besucher sind sich darüber im Klaren, dass der ungewöhnlich heiße und trockene Sommer auch seine Schattenseiten hat.  

 

Der Pegelstand im nahen Kaub ist auf den Rekordwert von lediglich 24 Zentimetern gefallen. Die Fahrrinne ist nur noch 1,40 Meter tief. Damit ist die Schifffahrt in vielen Bereichen stark beeinträchtigt. Viele Fähren können nicht mehr ablegen und schwere Containerschiffe haben zu hohen Tiefgang und können nur noch mit halber Fracht auslaufen. Hotelschiffe steigen derweil auf Busse um.

 

Außerdem tauchen immer wieder Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg auf, die zur Gefahr für auf den freigelegten Sandbänken flanierende Spaziergänger werden. Auch Fahrräder, Schrott und sogar Autowracks tauchen aus den Fluten des Rheins auf. Die Auswirkungen für die Natur sind noch gar nicht absehbar. 

 

Ob der das Niedrigwasser in Folge der Hitzeperiode des Sommers 2018 Vorboten des Klimawandels sind und zur Regel werden könnte, halten Experten für durchaus realistisch. Heiße Sommer und weniger Wasserzufuhr der Flüsse durch abschmelzende Gletscher und weniger Schmelzwasser in Bergregionen sind für die Zukunft ein durchaus mögliches Szenario.

 

Möglicherweise wird der Spaziergang zum Mäuseturm also kein einmaliges Ereignis für die zahlreichen Niedrigwassertouristen gewesen sein.